Fazit

Als wir die BewohnerInnen von Norden, auf Norderney und Touristen danach befragt haben, welche Gefahren sie für die Küstenregion Ostfrieslands bzw. für Norderney sehen, haben dreiviertel der Befragten Sturmfluten (45 Prozent), Ölkatastrophen (17 Prozent) und keine Gefahren (13 Prozent) angegeben. Die Sturmfluten stehen somit eindeutig an der Spitze.

Allerdings bewerteten die Menschen eine Ölkatastrophe im Vergleich zu einer Sturmflut als stärkere Gefahr, wenn sie direkt danach gefragt wurden. Warum die BewohnerInnen aus Norden und Norderney das Ereignis Ölkatastrophe als eine stärkere Gefahr einschätzen, lässt sich mit unseren erhobenen Daten nicht eindeutig beantworten. Es zeigten sich jedoch auch Unterschiede in der Bewertung bei Insel- und Festlandbewohnern/-bewohnerinnen Ostrieslands. Insgesamt schätzten die InselbewohnerInnen die Gefahren als stärker ein als die FestlandbewohnerInnen. Hier könnte noch weiter geforscht werden, wodurch diese Unterschiede zustande kommen. Ein Erklärungsgrund könnte sein, dass die InselbewohnerInnen Norderneys keine Fluchtmöglichkeiten ins Hinterland haben und daher grundlegend eine höhere Gefahreneinschätzung vorherrscht. Bei einer Unterscheidung zwischen den Geschlechtern haben wir keine bedeutsamen Unterschiede festgestellt.

In unserer Befragung haben wir festgestellt, dass über 80 Prozent der Meinung waren, dass die Maßnahmen zum Schutz vor Sturmfluten ausreichend seien. Wohingegen sich bei der Frage, ob die Maßnahmen zum Schutz vor Ölkatastrophen ausreichend sind, 43 Prozent der Befragten für "Nein" und 39 Prozent für "Weiß ich nicht" entschieden haben. Das lässt vermuten, dass die Wahrnehmung von Gefahr etwas mit den Maßnahmen, die zum Schutz vor Gefahren getroffen werden und der Informationslage zu dem Thema zu tun hat.

Aus unseren Ergebnissen lässt sich schließen, dass die Befragten ein Ereignis, das als Gefahr gewertet wird, umso präsenter haben, je sichtbarer die getroffenen Maßnahmen zum Schutz sind. Dies bedeutet im Umkehrschluss aber nicht, dass sie dieses Ereignis wirklich als stärkere Gefahr einschätzen, denn obwohl die Sturmflut häufiger als Gefahr genannt wurde als die Ölkatastrophe, wurde letztere doch als stärkere Gefahr bewertet.

Unser Erkenntnisinteresse "ob Küsten- und InselbewohnerInnen mehr Angst vor Gefahren haben, die von der Natur ausgehen oder vor solchen, die anthropogen initiiert sind" kann demnach mit der Aussage beantwortet werden, dass Küsten- und InselbewohnerInnen zwar Gefahren, die von der Natur ausgehen, stärker wahrnehmen als solche, die anthropogen initiiert werden, aber größere Angst vor letzteren haben.

Im Kontext unseres Seminars "Risiken der deutschen Nordseeküste" bedeutet dies, dass sowohl von der Natur ausgehende als auch vom Menschen verursachte Risiken an der deutschen Nordseeküste wahrgenommen werden, wobei die Wahrnehmung und Einschätzung der Stärke von Gefahr durch die persönliche Einstellung, Erfahrungswerte und die Sichtbarkeit von Maßnahmen beeinflusst werden.